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Prof. Dr. Nora Markard im Porträt

 

"Das Wachsen bleibt, wenn man es will."

Prof. Dr. Nora Markard, Professorin an der Universität Münster, im Follow-Up Interview über berufliche Learnings, die Freiheiten einer Lebenszeitprofessur sowie soziale Dynamiken bei der Arbeit in Lehrstuhlteams.

Was hat sich seit Deinem letzten Interview mit breaking.through bei Dir verändert?

Ich habe einen Ruf der Bucerius Law School in Hamburg abgelehnt und bin einem Ruf der Universität Münster gefolgt, wo ich seit Januar 2020 Professorin für Internationales Recht und Internationalen Menschenrechtsschutz bin.

Was waren Deine größten Learnings der vergangenen Jahre, insbesondere auch im Zusammenhang mit den beruflichen Veränderungen?

 

Ich bin sehr zufrieden damit, dass ich mich für eine große Volluniversität – also eine Uni mit dem gesamten Spektrum an Fakultäten – entschieden habe, weil mir gelebte Interdisziplinarität wichtig ist. Dass das wirklich so funktioniert, wie ich gehofft hatte, ist ein großes Glück. Eine echte Lebenszeitstelle zu haben und zu wissen, ich kann mich jetzt hier meinen Interessen entsprechend voll entfalten und was aufbauen und muss nicht ständig einer sich ständig verändernden Kommission beweisen, was ich alles kann, das ist auch überraschend entlastend. Das muss am Anfang ein bisschen sacken, man hat noch eine ganze Weile hin und wieder so Aha-Effekte.

 

Toll finde ich, dass es trotzdem immer weiter geht mit neuen Erfahrungen und mit dem Wachsen. Dass das bleibt, wenn man es will.

 

Was Führung angeht, habe ich verschiedene Sachen gelernt. Ich muss zum Beispiel feststellen, dass ich jedes Jahr älter werde, während meine Mitarbeitenden immer ungefähr aus derselben Altersgruppe stammen. Der wachsende Altersunterschied ist etwas, das über die Zeit wohl auch den Umgang verändern wird – mal sehen, ich war ja noch nie alt. Außerdem hatte ich beim Weggang meiner ersten Münsteraner Mitarbeiterin die bahnbrechende Erkenntnis, dass Menschen bei mir im Team immer nur Zwischenstation machen und dann weiterziehen; das ist richtig und wichtig so, aber Abschiede sind immer auch ein bisschen traurig! Ich habe auch gelernt, dass ich nicht alle Erwartungen an mich erfüllen kann.

 

Was würdest Du mit Blick auf die juristische Ausbildung und / oder Deinen Berufseinstieg heute anders machen, und was auf jeden Fall genauso? Wieso?

Mein Studium würde ich wieder genau so machen, leider wäre das heute so nicht mehr möglich, weil es viel verschulter geworden ist. Ich würde nicht mehr so ewig lang mit meiner Dissertation verbringen, und ich würde überlegen, im Ausland zu promovieren; das konnte ich mir damals überhaupt nicht vorstellen, heute verstehe ich nicht so ganz warum.

Was möchtest Du uns sonst noch mitteilen?

Der Gender Pay Gap ist immer noch inakzeptabel.

Vielen Dank für das spannende Interview!

Münster, 14. Februar 2025. Das Interview führte Lina Sophie Möller. Prof. Dr. Nora Markard beantwortete die Fragen schriftlich.

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