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Dr. Verena Ahmann im Porträt

 

"Man sollte nicht versuchen, zum Mann zu werden."

Dr. Verena Ahmann erzählt in ihrem Interview, wie sie von einer Doktorarbeit im öffentlichen Recht zur Position der Salary Partnerin bei Taylor Wessing im Marken- und IP-Recht gekommen ist, wie abwechslungsreich die Tätigkeit als Anwältin auch nach 15 Jahren ist und wie wichtig Authentizität im Umgang mit Mandant:innen ist.

Verena, Du bist seit mehr als fünfzehn Jahren Rechtsanwältin im Bereich Intellectual Property (IP). Was macht Dir an Deinem Beruf besonders Freude?

Mir gefällt die sehr abwechslungsreiche Tätigkeit. Ich habe Mandant:innen aus sehr unterschiedlichen Bereichen: Health Care, Life Science, Medical Device, aber auch aus dem Lebensmittel-, Pharma- oder Softwarebereich. Im IP-Bereich ist man grundsätzlich sehr am Puls der Zeit. Man bekommt sehr viel von aktuellen Entwicklungen mit. Die Produkte, für die neue Marken gesucht werden, sind in der Regel auch neue Produkte. Um die Marke dann sinnvoll anmelden zu können, muss man zunächst das Produkt verstehen. Das ist sehr interessant.

Zudem sind die Leute im IP-Bereich nach meiner Erfahrung meist sehr nett. Ich habe häufig mit Jurist:innen zu tun, teilweise bin ich aber auch direkt in Kontakt mit dem Marketing-Bereich oder mit den Geschäftsführer:innen. Es ist eine sehr bunte Mischung. Im Vorfeld zu der Anmeldung neuer Marken sind kreative Vorüberlegungen notwendig: Wird das Zeichen markenmäßig verwendet, was genau meldet man an, was ist schutzfähig und was nicht etc.

 

Es ist zudem eher eine Dauerberatungstätigkeit, als eine Betreuung in einem einzelnen Fall, wie es oft z.B. im Litigation ist. Man hat oft mit dem/der Mandant:in über Jahre zu tun, worüber man sich auch wirklich gut kennenlernt. Das macht einfach Spaß. In meiner persönlichen Mandatsstruktur schaffe ich es häufig, Konflikte mit Dritten einvernehmlich zu lösen, so dass ich inzwischen recht wenig vor Gericht bin. Dafür habe ich viele außergerichtliche Abgrenzungsverhandlungen und insbesondere auch viel mit Markenämtern und ausländischen Kolleg:innen zu tun. Die Arbeit ist daher meist gut planbar. Stressig kann es aber natürlich auch mal werden, insbesondere wenn es um (aktive oder passive) Abmahnungen geht.

Du hast an der Universität Münster Jura studiert, wo Du im Anschluss auch promoviert hast. Warum hast Du Dich für eine Promotion entschieden?

 

(lächelt): Der inoffizielle Grund dafür war tatsächlich, dass ich nach dem ersten Examen nicht sofort ins Referendariat einsteigen wollte. Ich wollte nicht schon wieder in die Tretmühle des Klausurenschreibens eintreten müssen. Man hat ja nur ein paar Monate Zeit und dann geht das alles schon wieder los!

 

Zudem war ich im Studium nicht im Ausland. Ich war in der Schule ein Jahr in der High-School in Virginia und so hatte ich im Studium nicht so das ganz dringende Bedürfnis. Nach dem Studium kam dieses Bedürfnis allerdings wieder auf. Einen LL.M. hatte ich damals – im Nachhinein leider – nicht so auf dem Schirm. Ich wollte aber eine rechtsvergleichende Promotion machen und bekam die Gelegenheit, bei einem Professor, den ich aus einem Seminar kannte, eine Promotion im öffentlichen Recht zu schreiben. Ich habe dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin promotionsbegleitend in einer Kanzlei im öffentlichen Recht gearbeitet. So bin ich zu dem Thema gekommen. Es ist ein ganz anderes Thema als das, was ich heute mache. Es ging um die Privatisierung von öffentlich-rechtlichen Unternehmen der Daseinsvorsorge am Beispiel der Abwasserbeseitigung. Das konnte man dann auch gut als Rechtsvergleich zu den USA gestalten. So konnte ich die Promotion mit einem Aufenthalt in Boston kombinieren und war dann vier Monate als Visiting Scholar in Boston!

 

Glaubst Du, dass eine Promotion insbesondere für Frauen Vorteile bringt und wenn ja, welche?

Ich glaube ja. Als ich angefangen habe zu arbeiten, war ich 29. Damals hatte ich zumindest subjektiv das Gefühl, dass ich als junge Frau durch die Promotion ernster genommen wurde. Ein Doktortitel gibt einem einfach mehr Selbstbewusstsein. Ich hatte relativ am Anfang meiner Karriere eine Situation, bei der ich mit dem Justiziar einer Mandantin und der dortigen Fachabteilung ein Telefonat führen musste, und der hat mich die ganze Zeit konsequent mit "Dr. Ahmann" angesprochen. Und das hat mir einfach das Gefühl gegeben, dass ich ernster genommen wurde. Und selbst wenn es nur subjektiv ist, gibt es einem ein besseres Gefühl in der Situation und das hilft schon.

Wie kam es zu der Spezialisierung im IP?

Diese hat ihren Ursprung tatsächlich in Boston. An der Uni dort hatte ich eine Hybrid-Stellung zwischen Studentin und Professorin und durfte dadurch an vielen Veranstaltungen für Professor:innen teilnehmen. So habe ich an einem Lunchhour-Talk zu dem Thema: "Do patents work?" teilgenommen. Damals bin ich zum ersten Mal in Berührung mit gewerblichen Schutzrechten gekommen. Ich fand es super spannend. Daraufhin fiel mir ein, dass es an der Uni Münster, an der ich studiert hatte und zu diesem Zeitpunkt noch promovierte, ein zwei-semestriges Begleitstudium zu diesem Thema gab. Es bestand aus einer wöchentlichen Vorlesung im ersten Semester und im zweiten Semester aus einem Blockseminar. So habe ich mir überlegt, dass ich das doch ganz gut in der letzten Phase der Promotion belegen könnte.

 

Von der Vorlesung, die ein Anwalt aus Düsseldorf gehalten hat, war ich sehr angetan. Daraufhin bin ich ins Referendariat gegangen. Die Verwaltungsstation, die ungefähr ein Jahr nach dem Beginn des Referendariats stattfindet, konnte ich dann in München am Deutschen Patent- und Markenamt machen. Meine Referendariatsausbildungsstelle hat mich für die drei Monate freigestellt, die bayrische Referendariatsausbildungsstelle hat mich aufgenommen und so war ich drei Monate in München. Im Endeffekt bin ich so nach München gekommen. Ich hatte mich für die Anwaltsstation bei der vorgenannten Kanzlei in Düsseldorf beworben, was mir auch sehr gut gefallen hat.

 

Für die Wahlstation bin ich aber wieder nach München zu einer Boutique-Kanzlei gegangen. Danach war klar, dass ich das auf jeden Fall machen möchte. Ich wollte damals eigentlich eher ins Patentrecht. Ich hatte den Eindruck, dass das ein bisschen greifbarer und vorhersehbarer als das sogenannte "Soft IP" (Marken- und Designrecht) ist aufgrund der technischen Ausrichtung. Ich bin dann aber durch Zufall im Markenrecht bei Taylor Wessing gelandet. Im Vorstellungsgespräch für eine Stelle im Patentrecht wurde mir alternativ eine Stelle im Markenrecht angeboten. Ich habe mich dann kurzfristig dafür entschieden. Im Endeffekt habe ich es nie bereut. Bis jetzt bin ich weiterhin bei Taylor Wessing glücklich.

Du arbeitest jetzt bereits 15 Jahre bei Taylor Wessing im IP und bekleidest mittlerweile die Position der Salary Partnerin, eine Art Vorstufe zur Equity Partnerin. Was würdest Du als Dein Erfolgsrezept bezeichnen?

Einerseits muss man sicherlich juristisch gute Arbeit leisten und Disziplin und Durchhaltevermögen mitbringen. Andererseits ist das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, nicht zu unterschätzen. Als ich damals angefangen habe, wollte ich eigentlich nicht in eine Großkanzlei, ich habe mich eher in einer IP-Boutique-Kanzlei gesehen, in denen ich während des Referendariats auch war. Die Stelle bei Taylor Wessing ergab sich eher durch Zufall. Ich habe mir damals gedacht: "Ich fange einfach mal an, probiere es aus und lasse alles Weitere auf mich zukommen." Vielleicht ist das auch allgemein eine gute Herangehensweise, dass man gar nicht so sehr festgelegt ist, sondern wenn sich eine Gelegenheit bietet, diese ausprobiert und erst einmal schaut, wie es sich anfühlt.

Daneben sollte man sein Bestes geben und authentisch bleiben. Mandant:innen haben ein gutes Gespür, ob man ihnen "etwas verkaufen möchte" oder ob man pragmatisch und das wirtschaftliche Interesse der Mandantschaft im Auge behaltend berät. Dann sind sie auch zufrieden.

 

Zuletzt denke ich, dass es wichtig ist, offen zu bleiben und auf sein Bauchgefühl zu hören. Wenn man merkt, dass es nicht (mehr) passt, sollte man sich überlegen: "Lässt sich das Problem lösen oder muss ich den Wechsel wagen?"

Hast Du jemals über einen Wechsel nachgedacht?

Ich habe im Laufe meiner Tätigkeit schon überlegt, ob ich z.B. in eine Inhouse-Position wechseln soll. Letztendlich hat aber das Gesamtpaket bei Taylor Wessing sehr gut gepasst. Deswegen bin ich geblieben. Taylor Wessing bietet mir eine gute Work-Life-Balance und ich habe ein gutes Verhältnis zu den Mandant:innen und Kolleg:innen. Mit vielen Mandat:innen bin ich auch gewachsen und konnte sie – auch auf persönlicher Ebene – ausbauen. Ich habe viele Kolleg:innen, die schon sehr lange dabei sind und es gab wenig Fluktuation. Mir wurden auch nie Steine in den Weg gelegt, z.B. als ich zweimal mehrere Wochen krankheitsbedingt ausgefallen bin. Es hieß damals von Anfang an: "Mach dir keine Sorgen, wir kümmern uns um alles. Du nimmst dir so lange Zeit zur Genesung wie Du brauchst und dann kommst Du zurück." Das sind die Momente, in denen man merkt, dass man am richtigen Ort ist.

Welche Herausforderungen gehen mit Deiner Position einher und wie gestaltet sich der Schritt zur Partnerschaft?

Eine Herausforderung als Salary Partnerin ist sicher, dass man in der Position eine Vielzahl von verschiedenen Rollen ausfüllen muss: Neben der inhaltlichen juristischen Arbeit am Mandat, muss man sich weiter fortbilden und in seinem Rechtsgebiet up-to-date bleiben. In diesem Zusammenhang muss man auch regelmäßig (mandanten-)interne oder externe Vorträge halten. Man ist Ansprechpartner:in für Personalfragen im Team und muss sich darum kümmern, dass alles läuft. Gleichzeitig muss man die wirtschaftlichen Interessen der Kanzlei wahren, also neue Mandate akquirieren, Stundensätze verhandeln, abrechnen und sich Gedanken zur wirtschaftlichen Entwicklung machen und einen Business Case haben und fortschreiben. Man ist also ziemlich umfassend gefordert, was aber auch viel Spaß macht.

 

Der Karrieretrack bei Taylor Wessing sieht eine dreijährige Associatezeit gefolgt von einer zweijährigen Positionierung als Senior Associate vor, in der man – mit Unterstützung natürlich – bereits anfängt, seinen Business Case zu entwickeln. Mit entsprechendem Case wird man nach dem 5. Jahr Salary Partner:in, entweder in Form des sogenannten "Experten" (eine Art Counsel-Position, in der man dauerhaft bleiben kann) oder des sogenannten "Unternehmers", bei dem eine Entwicklung in die Equity Partnerschaft vorgesehen ist.

Du betreust sowohl inländische, als auch ausländische Mandant:innen, vor allem im europäischen Ausland. Inwieweit unterscheidet sich die Betreuung der ausländischen Mandant:innen von den inländischen?

Meine größten Mandant:innen sind europäische Mandant:innen, insbesondere aus der Schweiz und Italien.  Da ist die Mentalität ähnlich zu der von deutschen Mandant:innen.

Hast Du jemals Diskriminierung auf Deinem Karriereweg erfahren?

Zum Glück habe ich nur sehr selten Diskriminierung erlebt und in den wenigen Situationen konnte ich gut damit umgehen bzw. darüberstehen.

 

Ich erinnere mich an eine Situation mit einem Richter. Ich hatte eine einstweilige Verfügung beantragt und der Richter rief an und wollte mit dem zuständigen Anwalt sprechen. Meine Assistentin hatte ihn zur mir durchgestellt. Er meinte dann zu mir, er wollte doch schon mit dem zuständigen Anwalt sprechen. Dann musste ich klarstellen, dass ich die zuständige Anwältin sei. Es ist auch schon ein paar Jahre her, vielleicht würde so etwas heute auch nicht mehr passieren.

 

Daneben erinnere ich mich an eine Situation in meiner mündlichen Prüfung im ersten Staatsexamen. Einer der Prüfer war ein älterer Richter, der ein grundsätzliches Problem mit Frauen zu haben schien. Der hat mir im Vorgespräch gesagt, zur Not könnte man als Frau auch einfach Hausfrau werden. Auch das habe ich nicht wirklich ernst genommen.

 

Insgesamt bin ich aber guter Hoffnung, dass solche Fälle abnehmen werden, weil eine neue und wahrscheinlich überwiegend anders geprägte (Männer-)Generation nachwächst. Klar wird es auch bei denen negative Einzelfälle geben, aber die Mehrheit dürfte damit aufgewachsen sein, dass Frauen gleichberechtigt behandelt werden, immer dabei waren und auch die gleichen Karriereschritte machen. Ich denke, das wird sich eher positiv entwickeln.

 

Dass ich irgendetwas nicht machen konnte oder durfte, diesen Eindruck hatte ich nie.

Gab es jemals Momente des Zweifels oder des (gefühlten) Scheiterns für Dich, sei es in Deiner Karriere oder in Deinem Leben allgemein? Wie hast Du sie bewältigt?

Die Note in meinem ersten Staatsexamen war nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe mich in der Examensvorbereitung ein wenig zu sehr auf das Repetitorium verlassen. Für das zweite Staatsexamen habe ich dann viel selbständiger gelernt. Ich habe damals kein Repetitorium gemacht. Ich habe sehr viel Zeit in München verbracht und mich im Endeffekt alleine in die Bibliothek gesetzt und aktiv gelernt. Nach dem ersten Staatsexamen hatte ich trotz der Note die Möglichkeit zu promovieren und habe mir dann gesagt, ich hake das für mich ab, schau nach vorne und versuche beim zweiten Staatsexamen das Beste zu geben und das hat dann erfreulicherweise auch gut funktioniert. Ich glaube, ganz wichtig ist, dass man, wenn man scheitert, sich einen Moment nimmt um das zu verarbeiten. Aber man darf sich nicht unterkriegen lassen. Dann sollte man den Mut fassen und wieder aufstehen.

Wie wichtig ist Netzwerken für Frauen, sowohl innerhalb wie auch außerhalb der Kanzlei?

Netzwerken ist das A und O, denn nur darüber kommt man auf den Radar von Kolleg:innen und/oder bestehenden oder zukünftigen Mandant:innen. Wenn man meint, dass man im Netzwerken nicht gut ist oder es nicht gern macht, sollte man sich klarmachen, dass es verschiedene Arten des Netzwerkens und sehr viele unterschiedliche Gruppen gibt und man sicherlich einen Bereich findet, in dem es einem Spaß macht. Neben juristischen bzw. mandatsbezogenen Anlässen können das auch etwas unkonventionellere sein: Ich habe z.B. über viele Jahre den jährlichen internationalen Skitrip von Taylor Wessing organisiert und an diesem auch immer teilgenommen und allein darüber sehr viele Kolleg:innen von anderen Standorten bzw. aus anderen Praxisgruppen und aus unterschiedlichen Senioritätsstufen kennengelernt, die ich sonst vielleicht nie getroffen hätte.

Ein weiteres Beispiel: Nachdem ich Taylor Wessing häufiger auf Jobmessen in Deutschland vertreten hatte, wurde ich angesprochen, mit einem weiteren Kollegen Taylor Wessing bei einer Job Fair in New York zu vertreten, in deren Rahmen man junge Jurist:innen aus den LL.M.-Studiengängen kennenlernen kann. Ich war schon vorher immer wieder auf den Jobmessen z.B. in München, daher hatte ich daran auch Interesse und habe auch etwas Erfahrung mitgebracht. Die Job Fair in New York war da natürlich noch einmal eine größere Nummer. Ich mache das inzwischen seit vielen Jahren und finde es jedes Jahr immer wieder spannend, mit jungen talentierten Kolleg:innen ins Gespräch zu kommen.​

Welchen Rat würdest Du Juristinnen geben, wenn Du jetzt auf Deine Anfangsjahre als Anwältin zurückblickst?

Ich würde den Rat geben, nicht aufzugeben und sich nicht unterkriegen zu lassen. Und gerade als Frau sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Gerade Frauen haben häufig das Gefühl, sie müssten hundertprozentig sicher sein, bevor sie sich überhaupt trauen, irgendetwas zu sagen, während Männer häufig schon bei fünfzig Prozent meinen, sie könnten alles erklären. Gleichzeitig sollte man aber nicht versuchen, zum Mann zu werden. Wenn man das Gefühl hat, man braucht noch ein bisschen länger und fühlt sich noch nicht so bereit, dann lohnt es sich auch, sich die Zeit auch zu nehmen.

 

Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Als ich meine ersten Vorträge vor Mandant:innen halten musste, habe ich die Nächte davor nicht viel geschlafen. Ich dachte damals wirklich, dass alle Zuhörer:innen die Materie viel besser verstehen als ich. Ich musste mir wirklich jedes Wort vorher genau überlegen. Inzwischen fühle ich mich inhaltlich viel sicherer, daher kann ich natürlich viel freier sprechen. Das kommt dann mit der Zeit.

 

Mein Fazit ist daher: "Weitermachen, sich nicht unterkriegen lassen und den eigenen Wert erkennen." Ein Freund von mir hat neulich gesagt: Wenn man als junger Mensch auf einem Panel eingeladen wird, wo nur Professor:innen und hochkarätige Leute sitzen und man ist selbst zwanzig Jahre jünger und hat gefühlt "noch gar nichts geleistet" hat, sollte man sich klar machen: "Die anderen mussten erst Professor:innen werden, um eingeladen zu werden, ich aber nicht. Wie gut bin ich eigentlich!"​

 

Was würdest Du jungen Juristinnen raten, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen?

Ehrlich zu sich selbst und authentisch sein und sich überlegen: "Was möchte ich gerne machen, was interessiert mich wirklich?" und das dann zu verfolgen. Auch wenn man das Gefühl hat, dass das ein wenig abseits der ausgetretenen Pfade ist Und oft verläuft ein Weg nicht ganz gerade, sondern man muss vielleicht erst ein paar Schlenker machen, bevor man ans Ziel gelangt. Mit sich selber nicht zu streng zu sein. Sich selbst zu sagen, dass man Vieles doch kann, auch wenn man meint, andere können es besser. Sich nicht unterkriegen zu lassen, wenn man das Gefühl hat, man hat jetzt etwas nicht so hinbekommen, wie man es wollte, einfach weitermachen und nicht aufgeben.

Welche Juristin hat Dich so inspiriert, dass sie als Vorbild für breaking.through nominiert werden sollte? Wieso?

Mein großes Vorbild ist eine ehemalige Partnerin von Taylor Wessing. Ich hatte das Glück, ein sehr spannendes Verfahren mit ihr gemeinsam führen zu dürfen, das sowohl beim BGH als auch und EuGH verhandelt wurde und insgesamt über acht Jahre gedauert hat. Ich habe mit ihr gemeinsam die Schriftsätze erstellt, die Gerichtstermine wahrgenommen und die Mandant:innengespräche geführt. Ich habe sehr viel von ihr gelernt und mitgenommen. Sie hat sich auch sehr für die Frauenförderung in unserer Kanzlei eingesetzt. Eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit.

Vielen Dank für das spannende Interview!

München, 18. März 2025. Das Interview führte Mara Alin Brinker.

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